Δευτέρα 18 Νοεμβρίου 2019

Julia Dahlvik (2018): Inside Asylum Bureaucracy: Organizing Refugee Status Determination in Austria

Mayer, Stefanie (2018): Politik der Differenzen. Ethnisierung, Rassismen und Antirassismus im weißen feministischen Aktivismus in Wien

Zwischen Statuskrise und Autonomiebegehren: Solo-Selbstständigkeit als generationstypische Bearbeitung des Wandels von Arbeit und Biografie

Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag untersucht soloselbstständige Erwerbstätigkeit aus einer biografieanalytischen und generationalen Perspektive. Anhand einer Einzelfallanalyse wird nachgezeichnet, welche Anforderungen an die biografische Selbstgestaltung die Solo-Selbstständigkeit als individualisiertes Muster der Lebensführung stellt. Die Frage nach den Möglichkeiten und Normierungen des biografischen Handelns führt in einem weiteren Analyseschritt zu einer Betrachtung des Generationszusammenhangs der Interviewten, dem Milieu der akademischen Kulturberufe sowie dem marktlichen Bewährungskontext der Tätigkeit. Erkennbar wird ein generationsspezifisches Individuationsbegehren, welches auf der Erfahrung wohlfahrtsstaatlicher Sicherung fußt und auf die Erosion eines Bildungs- und Aufstiegsversprechens trifft. In der Folge konstituiert eine spannungsreiche Verknüpfung von Selbstentfaltung und Statusunklarheit die Auseinandersetzung mit der sozialen Institution Biografie. Solo-Selbstständigkeit zeigt sich somit als ein hochgradig individualisiertes Erwerbsmuster, dessen Anschlussfähigkeit für das Projekt des „authentischen Selbst“ erst vor dem Hintergrund generationsspezifischer Erfahrungen gewährter und entzogener Wohlfahrtsstaatlichkeit plausibel wird.

„Alltagsgeschichte“ als Exploration kleiner Lebenswelten

Zusammenfassung

Elizabeth T. Spira hat mit ihrem ganz eigenen Blick interessante Betrachtungsweisen zur österreichischen Gesellschaft und Alltagskultur geliefert. Anlässlich ihres Todes wird deshalb an ihre Leistungen als Sozialreporterin erinnert, auf soziologisch relevante Aspekte verwiesen und ihre Arbeit kritisch gewürdigt. Darüber hinaus werden zu diesem Anlass die Verbindungen und Abgrenzungen zwischen Sozialreportage und (Teilen der) Soziologie thematisiert. Anhand der Liebesg’schichten und Heiratssachen, vor allem aber der Alltagsgeschichten wird geprüft, inwiefern für die Soziologie und die Frage nach dem Zugang zur sozialen Wirklichkeit von den Arbeiten Spiras Impulse und Denkanstöße ausgehen können.

Digitale Gesundheit: Was ändert sich für den Gesundheitsbegriff?

Zusammenfassung

Dieser Beitrag untersucht, wie sich mit der Entwicklung digitaler Gesundheitstechnologien das Verständnis von Krankheit und Gesundheit ändert. Digitale Technologien sind in einem bedeutsamen Sinn transgressiv. Sie gehen über die kurative und präventive Medizin hinaus und überschreiten die Grenzen zu einer wunscherfüllenden Medizin, die nach Verbesserung und Optimierung des menschlichen Körpers und seiner Leistungsfähigkeit sucht. Vor allem ist digitale Medizin eine Vision. Nicht, was es bereits gibt, sondern was möglich sein könnte, wird mit diesem Begriff in Verbindung gebracht. Digitale Medizin gibt ein Versprechen ab: Wenn es gelingt, medizinisches Wissen und gesundheitsbezogene Daten umfassend zu integrieren, wird es möglich, Krankheiten besser zu heilen, ja sogar ihr Auftreten zu verhindern. In Form eines medizinischen Avatars gießt sich diese Vision in eine konkrete technologische Gestalt. Ein solcher digitaler Zwilling stellt ein Abbild aller physiologischen und psychischen Vorgänge bereit, auf dessen Basis gesundheitsbezogene Prozessabläufe simuliert und therapeutische Maßnahmen evaluiert werden können. Aufgabe sozialwissenschaftlicher Reflexion ist es nun, im Sinne eines Vision Assessments die Implikationen neuer Technologien zu diskutieren, bevor sie Realität geworden sind. Besonders bedeutsam sind im diskutierten Zusammenhang die technologisch vermittelten Möglichkeiten eines lückenlosen Monitorings und einer umfassenden Simulation. Durch digitale Gesundheitstechnologien ändert sich nicht nur der Interventionsmodus medizinischen Handelns, sondern auch das, was wir autonomes Subjekt nennen. Gesundheit wird zu einer quantifizierbaren Zielvorgabe und zu einer Optimierungspraxis. Letztlich befördert dies die Ökonomisierung des Sozialen und verändert in tiefgreifender Weise, wie wir uns verhalten, um unsere Gesundheit zu erhalten, Krankheiten heilen oder präventiv verhindern.

Im Feld der Verschwörungstheorien – Interaktionsregeln und kollektive Identitäten einer verschwörungstheoretischen Bewegung

Zusammenfassung

Trotz der steigenden politischen Bedeutung von Verschwörungstheorien gibt es bislang keine qualitativen soziologischen Auseinandersetzungen mit diesem Phänomen. Der vorliegende Beitrag versucht, diese Forschungslücke anhand von qualitativen Interviews mit Mitgliedern einer verschwörungstheoretischen Bewegung zu schließen. Dabei steht die Frage im Zentrum, wie Teilnehmerinnen dieser Bewegung mit internen inhaltlichen Differenzen umgehen und aller Heterogenität zum Trotz eine kollektive Identität ausbilden. Dabei zeigt sich, dass inhaltliche Differenzen ausgeklammert oder ignoriert werden. Während Verschwörungstheoretikerinnen von der Öffentlichkeit zumeist wörtlich, aber nicht ernst genommen werden, verhält es sich im Feld der Verschwörungstheorien umgekehrt. Verschwörungstheorien werden ernst, aber nicht wörtlich genommen. Die kollektive Identität der untersuchten Bewegung ergibt sich nicht aus einem geteilten Glauben an bestimmte Theorien, sondern aus einer kollektiven Opposition zur hegemonialen Wissensproduktion sowie dem gemeinsamen Zelebrieren herrschaftskritischer Lebensstile.

Proving the world more imaginary?

Abstract

Sustainability research has set itself the double-challenge of uncovering the complexity of a globally, locally and historically unsustainable development path, and of contributing to a search process for more sustainable development paths for humanity.
A small number of researchers involved in this area have suggested “that maybe the challenge of sustainability isn’t to prove the world more real […] but to prove the world more imaginary” (Robinson as quoted in Taylor 2012, n. p.). Taking up this invocation of the imaginary, the article investigates some imaginaries and imagination of sustainability at play in sustainability research. Four relatively distinct approaches to sustainability research are identified, characterized and differentiated: “triple bottom-line”, “sustainability transformation”, “holistic healing/biophilia”, and “culture of qualitative complexity”. They each develop a specific focus, are nourished by partly different imaginaries and develop their imaginations in distinct directions.
In this article, imagination is understood as an individual and social, perceptive and creative process by which we shape realities in our encounters with the world; whereas the imaginary is understood as a deep symbolic matrix that enables our access to the world. Imaginaries are not just made up and imposed on the world by the humans, but the result of an imaginative encounter with the human and other-than-human world.
Focused attention on imagination and imaginaries not only allows to observe the area of sustainability research through a differentiating perspective that helps understand certain contrasting and/or shared features across different approaches to sustainability research. This focused attention also bears a potentially instrumental value for inter- and transdisciplinary sustainability research itself, because it encourages sustainability researchers to further reflect on the importance, modalities and different framings of creative and reflective approaches to futures-oriented research agendas. The creative exercise of the imagination is not only at the core of “anticipatory competences” (Wiek et al. 2011, p. 7) for sustainability, but also at the core of percipience to nature-culture’s dynamic complexity. In this respect, sustainability research needs to develop its self-reflexivity beyond discourse-rational approaches to narratives, with a deeper understanding of both embodied cognition and of culture. Reflection on, and radically imaginative work with both dominant and alternative imaginaries that sustainability researchers operate from, such as the four imaginaries discussed in this article, are a precondition to any movement beyond institutional path-dependency to a globally unsustainable development.

Social imaginaries and the limits of differential meaning

Abstract

Elaborating on theories of the social imaginary, this contribution addresses the shortcomings of a differential conception of meaning, which is widespread in the social and cultural sciences. After a brief literature review, a preliminary concept of the social imaginary and its sociological relevance will be outlined drawing on the works of Taylor and others. The theoretical argument of this article, the fundamental difference and complementarity between the differential logic of the symbolic and the fuzzy logic of the imaginary, will be developed in a discussion of structuralism and one of its most fervent critics: Castoriadis. The latter developed his account of the social imaginary as a critique of Marxist reductionism, of the structuralist analysis of language and totemism, and of “ensemblistic-identitarian logic” in general. The implications of Castoriadis’ “imaginary significations”—a “magma” of meaning not exhausted by the differential order of signs—will be demonstrated discussing two contemporary sociological theories informed by structuralism as well as poststructuralism: Luhmann’s system theory and the cultural sociology of Alexander and Smith. The social imaginary, as a reservoir of meaning and condition for the emergence of new meanings, not only illuminates the blind spots in these theories, but also has the potential to transform our thinking about culture and society.

Das Imaginäre der Praxis

Zusammenfassung

Gegenwärtige Praxistheorie tendiert, so der Ausgangspunkt des Artikels, zu einem Ordnungsbias. Sie sieht letztlich keinen systematischen Ort für das Denken und Aufspüren von Momenten vor, die sich dem Gelingen von Praktiken entziehen oder widersetzen. Entsprechend thematisiert sie Probleme nahezu ausschließlich als interne Vollzugsprobleme, nicht aber als in Praktiken bearbeitete Bezugsprobleme. Mit Castoriadis’ Begriff des Imaginären als einer schöpferischen Kraft, die sich in einem Andersmachen entfalten kann, bringen wir demgegenüber ein Beobachtungskonzept in die Praxistheorien ein, das es der praxeologischen Analyse erlaubt, aufzuspüren und zur Sprache zu bringen, was eine gegebene Ordnung auf etwas hin überschreitet, das in ihr angelegt, aber (noch) nicht entfaltet ist. Exemplarisch wird der mit Castoriadis zu erringende wissenschaftliche Landgewinn an Gegenwartsdiagnosen angedeutet, einem historischen Typ der symbolischen Repräsentation von Gesellschaft, der Bezugsprobleme erzeugt, vor deren Sinnhorizont sich die symbolische Ordnung in der Moderne entwirft. Am empirischen Beispiel der gegenwartsdiagnostisch durch Umweltdiskurse informierten Praktiken eines Öko-Dorfes wird aufgewiesen, dass einem solchen Entwurf über Planungsrationalität hinaus stets auch ein Potential der Kritik innewohnt, das Alternativen zum Bestehenden eröffnet. Auf dieser theoretischen und empirischen Folie mündet der Artikel in eine (Selbst‑)Kritik gegenwärtiger Praxistheorie und einen Ausblick auf Praxiskonzeptionen, die dem Ordnungsbias zu entgehen versprechen.

Theorien des gesellschaftlichen Imaginären

Zusammenfassung

Im Anschluss an Cornelius Castoriadis’ Konzept der Gesellschaft als imaginäre Institution lotet der Beitrag das theoretische und gesellschaftsanalytische Potential der Kategorie des gesellschaftlichen Imaginären aus. Die These ist: „Gesellschaft“ erscheint in dieser französischen Theorietradition als dreifach kontrafaktische Imagination: als vorgestellte Identität in der Zeit; als vorgestellte Einheit der Mitglieder; als Fundierung des Kollektivs im imaginären Außen oder dem gesellschaftlichen Grund. Eine solche Theorie interessiert sich für die Konstitution von Gesellschaften, indem sie diese nicht allein auf die Identitätsbildung via Differenz bezieht, sondern ebenso auf die Erfindung einer Identität in der Zeit und vor allem das fundierende Außen. Der Beitrag zielt auf eine umfassende Theorie der Gesellschaft als imaginärer Institution. Dazu bezieht er neben Castoriadis weitere Konzepte ein, klassische Traditionen (Émile Durkheim, Henri Bergson) und an Castoriadis anschließende, historisch-vergleichende Gesellschaftsanalysen (Marcel Gauchet, Claude Lefort). Schließlich wird das gegenwartsanalytische Potential einer solchen Theorie des gesellschaftlichen Imaginären angedeutet.

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